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TV - Bei der Moselfrucht fehlt's an Masse

Cochem. 15 000 Weinbergpfirsichbäumchen wachsen an der Mosel. Sie bringen jedes Jahr 375 Tonnen Früchte. Das klingt viel, ist aber tatsächlich noch keine marktfähige Menge, wie Klaus Reitz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel sagt. Beim Fachtag zum Moselweinbergpfirsich in Cochem trafen sich Erzeuger und Vermarkter, um über die Zukunft der Moselfrucht zu sprechen.

Eine Potenzialanalyse, vom rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben, hat den Weinbergpfirsich unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet. Einiges ist positiv, darunter der Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz der Frucht in der Region. An vielem fehlt es aber auch noch: an Marketingkompetenz etwa oder an einer einheitlichen Präsentation. Dahin soll die Entwicklung gehen.

Anfang des Jahres wurde die Interessengemeinschaft Moselweinbergpfirsich gegründet, sie hat ihre Geschäftsstelle bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell. Klaus Reitz, er ist beim DLR zuständig für Landschaftsentwicklung, unterstützt die Interessengemeinschaft in dem Bemühen, den Moselweinbergpfirsich EU-weit als Schutzmarke in der Klassifizierung "g.U." registrieren zu lassen. Die Abkürzung g.U. steht für einen "geschützten Ursprung" und bedeutet, dass die komplette Wertschöpfung von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Vermarktung in der Region stattfinden muss.

Bislang besteht lediglich ein Außenschutz für den Moselweinbergpfirsich: "Wer diesen Begriff verwendet, ohne dass der Moselweinbergpfirsich im Produkt ist, der hat ein Problem", sagt Reitz.

Probleme, die schwer im Magen liegen, haben derzeit auch einige Erzeuger. Einer der beiden Moselweinbergpfirsichvereine - gemeint ist derjenige, der sich unter anderem durch die Verwendung des Begriffs "Weinbergs pfirsich" vom anderen unterschied - hat seine Auflösung angekündigt, vielleicht sogar schon vollzogen. Einige Erzeuger sehen nun die Abnahme ihrer Weinbergpfirsiche in Gefahr: "Wir brauchen eine Lösung nicht irgendwann, sondern wir müssen morgen früh um 8 Uhr wissen, wie es weitergehen soll", mahnte einer der Teilnehmer an.

Die Interessengemeinschaft, so Klaus Reitz, sieht sich als Vertreter aller Erzeuger und Verarbeiter. Geplant ist, die Angebote zu bündeln, die Anbauberatung auszuweiten und nach Vermarktungspartnern zu suchen. In Kürze wird eine neue Website online gehen, auf der Kunden gezielt nach Anbietern von Moselweinbergpfirsichprodukten suchen können. Alle Mitgliedsbetriebe der Interessengemeinschaft, die sich die Einhaltung der erarbeiteten Anbau- und Verarbeitungsregeln haben zertifizieren lassen, dürfen den Begriff "Moselweinbergpfirsich" bei ihren Produkten verwenden und damit von der Strategie partizipieren; die ersten Zertifizierungen haben vor einigen Tagen begonnen. Am 12. November werden die Mitglieder der Interessengemeinschaft ihre Erzeugnisse bei einer Produktbörse auf der Marienburg bei Zell vorstellen. Klaus Reitz kündigt an: "Dann werden wir Gelegenheit haben, mehr zu probieren als zu reden."

 

Quelle: Volksfreund, Ulrike Krickau vom Donnerstag, 26. August 2010

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